Nachname
Kühn
Vorname
Irmgard
Mädchenname
Geschlecht
Weiblich
Alter
10
Geburtsdatum
1934
Geburtsort
Niederfell
, Deutschland
Todesdatum
03.08.1944
Todesort
Siechenhaus Klagenfurt
, Österreich
Gruppe
Euthanasie
Freitext
Irmgard Kühn wurde um das Jahr 1934 geboren und katholisch getauft. Vor dem 7. Mai 1943 lebte sie im "Herz-Jesu-Haus Kühr" in Niederfell in der Nähe von Koblenz. Mit einem Tötungstransport wurde sie an diesem Tag mit 60 pflegebedürftigen Frauen und Mädchen in das Gaukrankenhaus Klagenfurt überstellt, um "euthanasiert" zu werden. Im sogenannten "Siechenhaus" (Geriatrie) gab es bereits ab Herbst 1941 ein bereitwilliges Personal, um das zu "erledigen". Der 1946 hingerichtete Primarius der Psychiatrie Dr. Franz Niedermoser war auch als "Hausarzt" im Siechenhaus aktiv und hat dessen Leiterin Antonia Pachner und ihre "Schwestern" angewiesen pro Woche nicht mehr als 4 Pflegebedürftige zu töten, um eine auffällige Häufung von Todesfällen zu vermeiden. Routinemäßig gemordet wurde im Siechenhaus mit dem überdosierten Schlafmittel Somnifen, in manchen Fällen mit Injektionen von Morphium. Irmgard Kühn wurde zunächst noch verschont aber am 3. August 1944 von Oberpflegerin Ottilie Schellander ermordet. 1946 sagte "Schwester Otti", wie sie auch genannt wurde, als eine der Hauptangeklagten im Prozess gegen 13 Euthanasiebeteiligte: "Ich werde schätzungsweise 200 Patienten getötet haben." Eine sehr junge und dann freigesprochene Bedienerin des Siechenhauses erklärte in der Hauptverhandlung: "bevor die Kinder getötet wurden, wurden sie gewöhnlich gewaschen […] Ich mußte aufräumen Betten machen, die Pfleglinge waschen und füttern […] Wir waren über diese Tötungen sehr empört. Als die kleinen Kinder verschwunden sind, haben diese uns so leid getan, dass wir weinten […] ich glaube schon, dass einige wussten, dass sie getötet werden […] Irmgard Kühn war ein nettes Mädel und, als sie schon die Spritze gehabt hatte, sagte sie, sie wisse, dass sie sterben muss und nun in die Ewigkeit gehe." Begraben wurde sie in einem Armengrab im Friedhof Annabichl, Feld XXI, Reihe 3. Das Grab wurde nach dem Krieg aufgelassen und später mit weiteren Toten belegt. - (Namensvariante: Kuhm. - Quelle: Kärntner Landesarchiv, Volksgericht 18 Vr 907/45. - Magistrat Klagenfurt, Archiv der Friedhofsabteilung. - Lit.: Oberlerchner, Herwig. Stromberger, Helge. (Hg.): Sterilisiert, vergiftet und erstickt. Das Wüten der NS-Euthanasie in Kärnten. Drava Verlag, 2017).