Nachname
Schreiber
Vorname
Rolf
Geschlecht
Männlich
Alter
5
Geburtsdatum
20.05.1939
Geburtsort
Mönchengladbach
, Deutschland
Todesdatum
05.09.1944
Todesort
Siechenhaus Klagenfurt
, Österreich
Gruppe
Euthanasie
Freitext
Rolf Schreiber wurde am 20. Mai 1939 geboren und evangelisch getauft. An seinem vierten Geburtstag wurde er am 20. Mai 1943 mit 39 weiteren Buben und (männlichen) Jugendlichen einer Anstalt der Hephata von Mönchengladbach nach Klagenfurt überstellt, um im Gaukrankenhaus getötet zu werden. Bei ihrer Ankunft in Klagenfurt hatten sie bereits einen langen Leidensweg hinter sich. Der 1946 zum Tod verurteilte Leiter der Psychiatrie Dr. Franz Niedermoser war auch Konsiliararzt im "Siechenhaus" und sagte bei einer kriminalpolizeilichen Einvernahme: "die Knaben waren alle stark unterernährt." Niedermoser hat die Leiterin des "Siechenhauses" Antonia Pachner und ihre "Schwestern" angewiesen pro Woche nicht mehr als vier Pflegebedürftige zu töten, um eine auffällige Häufung von Todesfällen zu vermeiden. Rolf Schreiber war der Sohn eines Arbeiters. Er wurde erst am 5. September 1944 von Oberschwester Antonia Pachner ermordet. Eine im Prozess 1946 freigesprochene, junge Bedienerin sagte vor Gericht: "bevor die Kinder getötet wurden, wurden sie gewöhnlich gewaschen," um sich später die Leichenwäsche zu ersparen. "Mein Dienst wurde mir von der Schwester Pressl und von der Schwester Wolf angesagt. Ich mußte aufräumen Betten machen, die Pfleglinge waschen und füttern […] Wir waren über diese Tötungen sehr empört. Als die kleinen Kinder verschwunden sind, haben diese uns so leid getan, dass wir weinten […] ich glaube schon, dass einige wußten, dass sie getötet werden […]. Als die Schellander den Rudolf Schreiber getötet hatte, und ich deswegen weinte, tröstete sie, ich solle über diesen ´Tocker´ nicht weinen." Der Leichnam des Buben wurde in ein Armengrab im Klagenfurter Friedhof Annabichl, Gräberfeld XV gelegt, das in den 1950er oder 60er Jahren aufgelassen und neu belegt wurde. - (Namensvarianten: Rolf, Rudolf - Quelle: Kärntner Landesarchiv, Volksgericht 18 Vr 907/45. - Magistrat Klagenfurt, Friedhofsarchiv. - Stadtarchiv Mönchengladbach, Auskunft G. Lammers. - Lit.: Oberlerchner, Herwig. Stromberger, Helge. (Hg.): Sterilisiert, vergiftet und erstickt. Das Wüten der NS-Euthanasie in Kärnten. Drava Verlag, 2017).