Nachname
Andrä
Vorname
Anton
Geschlecht
Männlich
Alter
81
Geburtsdatum
29.01.1863
Geburtsort
Egg / Brdo
, Österreich
Todesdatum
20.12.1944
Todesort
Siechenhaus Klagenfurt
, Österreich
Gruppe
Euthanasie
Freitext
Anton Andrä wurde im hohen Alter in der „Siechenanstalt“ des Landeskrankenhauses Klagenfurt zwangsuntergebracht. In den Gerichtsakten zum Prozess gegen die Ärzte, Pfleger und Schwestern des Landeskrankenhauses Klagenfurt ist sein Fall sowie der seines Sohnes Karl Andrä ausführlich dargelegt. Auch Helge Stromberger beschreibt den Hergang der Ermordung von Vater und Sohn in seinem Werk "Die Ärzte, die Schwestern, die SS und der Tod" umfangreich. Dies ist sicherlich bedingt durch die Ereignisse, die zur Ermordung von Anton und Karl Andrä führten. Denn jene zeigen zum einen, wie sich im Jahre 1943 in der geriatrischen und der psychiatrischen Abteilung des Klagenfurter Krankenhauses ein routiniertes Prozedere des Mordens im Zusammenspiel von Ärzten,
Schwestern und Pflegern herausgebildet hatte. Zum anderen wird aber auch deutlich, wie leicht Patienten durch – aus Sicht der Ärzte, Pfleger und Schwestern – „unangenehmes“ oder „aufmüpfiges“ Verhalten auf die Todesliste geraten konnten. Denn genau so geschah es mit Anton Andrä. Nachdem der Versuch der Pflegerin Juliane Wolf, Antons gelähmten Sohn Karl zu ermorden, beim ersten Mal gescheitert war, wollte Anton Andrä das Schweigen über das Morden anscheinend nicht mehr länger hinnehmen. Nach Schilderungen der angeklagten Schwester, die mit der Tötung seines Sohnes beauftragt worden war, schrie er laut, dass „man im Siechenhaus Leute hinrichte“, und später soll er dies auch Dr. Niedermoser persönlich vorgehalten haben. Der Versuch von Anton
Andrä, andere Patienten auf das Morden im „Siechen haus“ aufmerksam zu machen, ja vielleicht auch nur die bloße, direkte Aussprache der faktischen Tatsachen war genug, um ihn auf die Todesliste zu bringen. Er wurde wegen seiner Äußerungen und seines für die Bediensteten des Landeskrankenhauses unangenehmen, ja geradezu widerständischen Verhaltens ebenfalls getötet. Zeitzeugengesprächen zufolge hatte er sich auch bereits gegen seine Deportation aus Mellweg/Melviče massiv gewehrt. Als Todeszeitpunkt ist bei ihm der 20.12.1944 angegeben, also etwas mehr als ein Jahr nach der Ermordung seines Sohnes. Das Haus der Familie stand übrigens in direkter Nähe zur Eingangstür der Ortskirche. Es wurde später, da es längere Zeit leer stand, von der Gemeinde abgetragen.
Quelle:
Gitschtaler, Bernhard (Hg.) (2015): Ausgelöschte Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal – Ein Erinnerungsbuch. Otto-Müller Verlag, Salzburg, S. 46f