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Ranner, Stefanie
Nachname
Ranner
Vorname
Stefanie
Mädchenname
Geschlecht
Weiblich
Alter
20
Geburtsdatum
18.12.1923
Geburtsort
Watschig , Österreich
Todesdatum
24.02.1944
Todesort
KZ Ravensbrück , Deutschland
Gruppe
Opfer, KZ
Terror, KZ
Terror, Justiz
Opfer, NS Justiz
Opfer, Faschismus
Frauen
Freitext
Stefanie Ranner wurde am 18. Dezember 1923 in Watschig Nr. 4 geboren. Sie besuchte als Mädchen die Volksschule und arbeitete danach auf dem elterlichen Hof. Als Schülerin wurde sie von ihren Lehrern als aufgeweckt, fleißig und hilfsbereit erkannt. Sie wurde römisch-katholisch getauft und gefirmt und befand sich mit ihrer Familie in einer durch Generationen gestützten christlichen Glaubenslandschaft. Im protestantischen Heimatort waren die Ranners damit eine Minderheit. Die schwerwiegenden politischen Veränderungen während der 1920er und 1930er Jahre konnten an der Heimatgemeinde Stefanie Ranners nicht spurlos vorübergehen. Die fanatische Politisierung des Alltagslebens hinterließ tiefe Spuren. Vor allem nach der Angliederung Österreichs an das „Deutsche Reich“ im Jahre 1938 wurden Denunziation, härteste Bestrafungen kleinster Vergehen und jeder Widerstand gegen NS-Regeln oftmals – wie im Falle der Stefanie Ranner – zu tödlichen Fallen. Die junge, 19-jährige Frau verliebte sich in den damals 28 Jahre alten Kriegsgefangenen Johann Pietschk aus Polen, einen Katholiken, der dem Hof in Watschig als Zwangsarbeiter zugeteilt worden war. Nach wenigen Monaten wurde die Frau, die ihren Freund nach Kriegsende heiraten wollte, schwanger. Sie und ihre Familie konnten dies zunächst geheim halten, aber nach einer anonymen Anzeige an die örtliche Nazi-Parteileitung wurde das Paar der unerbittlichen NS-Justiz, die sich hier auf die Nürnberger Rassengesetze bzw. das Kriegs-Sonderstrafrecht berief, ausgeliefert. Johann Pietschk, der auf dem Ranner-Hof Deutsch gelernt hatte und nach christlichen Grundwerten familiär behandelt wurde, wurde in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Dort ist er vermutlich kurz vor Kriegsende ermordet worden. An ihn erinnert ein einziger Brief, den er aus dem Konzentrationslager Dachau im Februar 1945, vermutlich kurz vorseinem Tod, an Georg Ranner übersandte. Stefanie Ranner wurde trotz ihrer Schwangerschaft brutal und überraschend vom Hof abgeholt und in Klagenfurt inhaftiert. Aufgrund der Verhöre, der Haftbedingungen und der damit einhergehenden Demütigungen kam ihre Tochter Annelies Maria Ranner im Februar 1943 um sechs Wochen zu früh auf die Welt. Sieben Monate später wurde Stefanie Ranner in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert, wo sie – wie Augenzeugen aussagten – nach einem schrecklichen Martyrium zu Tode kam. Die Mitteilung des Lagerkommandanten an die Familie, datiert mit 24. 4. 1944 gibt Auskunft, dass Stefanie Ranner „am 17. 4. 1944, an den Folgen von Lungentuberkulose im hiesigen Krankenhaus“ verstorben war. Tatsache ist, dass die junge Kärntnerin wie Tausende andere junge Frauen der grausamen Brutalität des Lagerlebens ausgeliefert war. Und wenn – wie im Falle von Stefanie Ranner – nach der Anfrage der Lagerleitung in der Heimatgemeinde die beiden Buchstaben „RU“ (Rückkehr unerwünscht) auf ihrer Karteikarte eingetragen wurden, kam dies dem Todesurteil gleich, dessen Vollziehung binnen weniger Tage oder Wochen inmitten der Lageröffentlichkeit stattfand. Quelle: Gitschtaler, Bernhard (Hg.) (2015): Ausgelöschte Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal – Ein Erinnerungsbuch. Otto-Müller Verlag, Salzburg, S. 213ff