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Resetschnig, Paul
Nachname
Resetschnig
Vorname
Paul
Geschlecht
Männlich
Alter
29
Geburtsdatum
29.06.1911
Geburtsort
Lienz , Österreich
Todesdatum
29.06.1940
Todesort
Tötungsanstalt Schloss Hartheim , Österreich
Gruppe
Euthanasie
Freitext
Paul Resetschnig wurde zwar in Osttirol geboren, wohnte allerdings zumindest in der Zeit vor seiner Einweisung in das Krankenhaus Klagenfurt in St. Lorenzen im Lesachtal. Der 29. des Monats spielte dabei in seinem Leben eine besonders tragische Rolle, fallen doch sowohl Geburt und Datum der Überstellung nach Niedernhart/Hartheim (29. Juni 1911/1940), als auch das Datum der Einlieferung in die psychiatrische Abteilung des Gaukrankenhauses Klagenfurt (29. Juli 1939) auf diesen Kalendertag. Bei Paul Resetschnig stellte das Volksgericht im Prozess gegen Dr. Niedermoser fest, er sei nicht Opfer der von Niedermoser angeleiteten Tötungen geworden. Doch der heutige Kenntnisstand erlaubt es, aus den vorliegenden Daten und Schriftstücken unzweifelhaft zu schließen, dass Paul Resetschnig sehr wohl ermordet wurde. So erhielt zum Beispiel sein Vater Valentin Resetschnig über den Tod seines Sohnes folgenden perfiden Brief aus der „Heil- und Pflegeanstalt“ Brandenburg bei Havel: Sehr geehrter Hr. Resetschnig, wie Ihnen sicherlich inzwischen bekannt geworden sein dürfte, wurde Ihr Sohn, Herr Paul Resetschnig aus verwaltungstechnischen Gründen in unsere Anstalt verlegt, wir müssen Ihnen heute die traurige Mitteilung machen, daß derselbe hier am 24. Juli 1940 während eines epileptischen Anfalles verstorben ist. Alle Versuche unserer Ärzte, den Patienten am Leben zu erhalten blieben leider erfolglos. Zu dem erlittenen Verlust sprechen wir Ihnen unser herzlichstes Beileid aus und bitten Sie, in dem Gedanken Trost zu finden, daß ihr Sohn von einem schweren und unheilbaren Leiden erlöst wurde. Auf polizeiliche Anordnung hin mußten wir die Bestattung sofort veranlassen. Diese Maßnahme ist unbedingt erforderlich und von uns strengstens zu befolgen, um einer eventuellen Verbreiterung von Infektions krank heiten entgegenzutreten, die während des Krieges für die Heimat eine große Gefahr bedeuten. Anliegend übersenden wir Ihnen 2 Sterbeurkunden zwecks Vorlage bei den Behörden mit der Bitte, diese sorgfältigst aufbewahren zu wollen Heil Hitler! Dr. Schmitt Allein dieser Brief genügt, um die Ermordung von Paul Resetschnig zu bestätigen. Denn das Pseudonym „Dr. Schmitt“ verrät, dass es sich hier um einen standardisierten „Trostbrief“ handelt, da dieser Name für den Vergasungsarzt Aquilin Ullrich verwendet wurde. Auch der Text selbst folgte dem standardisierten Schema der „Trostbriefe“. Des Weiteren ist im Krankenakt von Paul Resetschnig der 29.6.1940 als Abgangsdatum angegeben, ein Tag, an dem unzweifelhaft ein Vernichtungstransport Klagenfurt verließ. Auch berichtet sein Vater in Briefen an das Volksgericht Klagenfurt davon, dass seiner Frau bei einem Besuch ihres Sohnes in Klagenfurt versichert wurde, dieser könne bald nach Hause entlassen werden, wenige Wochen später erfolgte jedoch der (vermeintliche) Transport nach Brandenburg (eigentlich nach Niedernhart/ Hartheim), von wo die Familie abermals noch Meldung erhielt, der Sohn sei gesundheitlich in gutem Zustand. Wie aber in so vielen Fällen war dies nur eine Strategie, um die Angehörigen zu beruhigen und von Nachforschungen abzuhalten. Paul Resetschnig verstarb nicht in Brandenburg eines natürlichen Todes, sondern wurde in der Tötungsanstalt Hartheim ermordet. Quelle: Gitschtaler, Bernhard (Hg.) (2015): Ausgelöschte Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal – Ein Erinnerungsbuch. Otto-Müller Verlag, Salzburg, S. 86ff