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Schwarz, Susanne
Nachname
Schwarz
Vorname
Susanne
Mädchenname
Geschlecht
Weiblich
Alter
40
Geburtsdatum
16.02.1905
Geburtsort
Hermagor , Österreich
Todesdatum
17.05.1945
Todesort
LKH Klagenfurt , Österreich
Gruppe
Euthanasie
Opfer, Faschismus
Freitext
Anfang Mai 1945 erfolgte die Befreiung Klagenfurts vom Nationalsozialismus durch britische Truppen. Im Krankenhaus konnten die mordenden Pfleger und Schwestern jedoch zumindest für einige Wochen unbehelligt weiterarbeiten, bis sie aufgrund ihrer Mitgliedschaft in der NSDAP durch die Alliierten von ihren Arbeitsstellen abgezogen wurden. Genau in diese Periode, zwischen der Befreiung am 8.5.1945 und der „Entnazifizierung“ des „Gaukrankenhauses“ Klagenfurt einen Monat später, fällt die Ermordung von Susanne Schwarz aus Hermagor. Dabei steht ihre Ermordung in Zusammenhang mit einem weiteren „Endphasenverbrechen“, das am 6.5.1945 in Hermagor verübt wurde und dessen Zeugin Susanne Schwarz wurde. Die ungewollte Zeugenschaft bei der Ermordung mindestens eines vermeintlichen Wehrmachtsdeserteurs in der Nähe des Hermagorer Friedhofs hinterließ bei der damals 40-jährigen Susanne Schwarz ein schweres Trauma. Dies machte sie gefährlich für die verbliebenen NSDAP-Größen in der Region, nicht zuletzt für jene, welche die von Schwarz beobachtete Hinrichtung zu verantworten hatten. Die Verbrecher sollten demnächst von den siegreichen britischen Einheiten gesucht werden, und soviel stand fest, Susanne Schwarz schwieg nicht über ihre traumatischen Beobachtungen. Innerhalb weniger Tage und über das offizielle Ende des NS-Re gimes hinaus griffen die Räder der NS-Tötungsmaschinerie ineinander. Es kam zur überraschenden Einweisung von Susanne Schwarz ins Gaukrankenhaus Klagenfurt. Dort verstarb sie nur eineinhalb Wochen später an einer „Lungenentzündung“. Für die Tochter Edda Schwarz, die zum Zeitpunkt der Ermordung ihrer Mutter gerade ihren ersten Geburtstag gefeiert hatte, stellte die Beschäftigung mit der Tötung ihrer Mutter und dem Hermagorer Umgang damit einen langwierigen und schmerzhaften Prozess dar. Wie bei so vielen Familien, die Opfer der NS-„Euthanasie“ zu beklagen haben, wurde auch in ihrem Falle zumindest „offiziell“ lange Zeit über das Schicksal der Mutter geschwiegen. Fakt ist, dass sowohl die Erschießung beim Hermagorer Friedhof Stunden vor der Befreiung durch die Alliierten als auch die Ermordung von Susanne Schwarz im Tal lange bekannte Geschichten sind. Die Tochter war allerdings eine der Letzten, welche die wahren Umstände rund um die Ermordung ihrer Mutter erfuhr. Im Gespräch mit Edda Schwarz, die noch in jungen Jahren das Gailtal verließ, schildert diese, dass der Druck auf ihren Vater Bruno Schwarz, der damals Gemeindesekretär war, enorm gewesen sein muss. In der Familie, welche in der Hermagorer Hauptstraße 47 wohnte, wurde nie auch nur ein Wort über diese Geschehnisse gesprochen. Susanne Schwarz wurde nach Angaben ihrer Tochter Edda erst Jahre später auf dem Hermagorer Friedhof beigesetzt, da die Angst in der Familie vor weiteren Folgen noch so präsent war. Als Edda Schwarz sich selbst Jahrzehnte später auf die Suche nach den Todesumständen ihrer Mutter machte, wurde ihr von mehreren Seiten in Hermagor gesagt: „Man wisse, was passiert sei, dürfte dies allerdings auf keinen Fall verraten.“ Der Schmerz über den Verlust der Mutter, noch dazu im Kindesalter, ist nicht vorstellbar oder beschreibbar, erklärte Frau Schwarz. Erst spät wurde ihr bewusst, welchen negativen Einfluss die Ermordung ihrer Mutter und die Vertuschung des Ereignisses auf ihr Leben hatten. Das Allerschlimmste war für Edda Schwarz aber nicht, dass die Verantwortlichen dieses Verbrechens für ihre Taten nie zur Verantwortung gezogen wurden oder bald nach 1945 wieder mächtige und angesehene Positionen im Tal innehatten. „Nicht darüber sprechen zu können“, war das Schlimmste. „Schweigen und Verdrängen ist die erste Reaktion, irgendwann muss man aber darüber, was passiert ist, reden, nur dann kann man das alles verarbeiten.“ Die Geschichte von Frau Schwarz ist aber nicht die einzige dieser Art. Eine weitere Hermagorerin wurde zu Kriegsende von einem Hermagorer Arzt aufgrund der Diagnose „Nervenzusammenbruch und Lungenentzündung“ ins „Gaukrankenhaus“ Klagenfurt geschickt. Dort verstarb sie unter fragwürdigen Umständen Mitte Mai an einer „Lungenentzündung“. Eine Exhumierung der Leiche, die am Friedhof Annabichl in Klagenfurt beigesetzt wurde, wurde von den Behörden damals untersagt. Quelle: Gitschtaler, Bernhard (Hg.) (2015): Ausgelöschte Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal – Ein Erinnerungsbuch. Otto-Müller Verlag, Salzburg, S. 90ff