Nachname
Stattmann
Vorname
Johann Baptist
Geschlecht
Männlich
Alter
73
Geburtsdatum
04.08.1871
Geburtsort
Kleinbergl
, Österreich
Todesdatum
03.04.1945
Todesort
Siechenhaus Klagenfurt
, Österreich
Gruppe
Euthanasie
Freitext
Johann Baptist Stattmann wurde als Sohn der Theresia Stattmann, geborene Nackler vulgo Stubenvoll am Kleinbergl, und des Jakob Stattmann vulgo Garzbaue,r in ein katholisches Elternhaus geboren. Er stammt aus einer großen Bauernfamilie mit sieben Geschwistern. Johann war ledig und verdiente sein Geld als Schneider. Daher rührt höchstwahrscheinlich auch der Name „Gorznschneida“. Die noch lebende Verwandtschaft erinnert sich an Johann als einen geselligen und frommen Mann, der jeden Sonntag die Heilige Messe besuchte. In Erinnerung bleibt vor allem, dass Johann körperlich beeinträchtigt war, d.h. ihm fehlte der rechte Unterschenkel. Mit Hilfe einer provisorischen Prothese konnte er seinen Alltag meistern. Trotzdem sah man ihn nie ohne Gehstock. Woher diese Verletzung stammte, kann nicht mehr in Erfahrung gebracht werden. Am 2. Dezember 1943, im 74. Lebensjahr, wurde Johann von einem Freund unter falschem Vorwand nach Klagenfurt gelockt und dann in die damalige „Landes-Irrenanstalt“ zwangseingewiesen. Seine Hütte wurde kurze Zeit später von zwei SS-Männern ausgeräumt. Aus Einvernahmen im Niedermoserprozess geht hervor, dass Johann Stattmann am 3. April 1945 um 04:00 Uhr an einer „Lungenentzündung“ verstorben sei. Die Todesanzeige konnte im pathologisch-anatomischen Institut in Wien gefunden werden. In dieser wird Johann als „Invalider“ eingestuft. Antonie Pachner hat Johann Stattmann bei der Kripoeinvernahme im Herbst 1945 als getöteten Pflegling angegeben. Der damalige Primarius Niedermoser hat in der Verhandlung jedoch angegeben, ab März 1945 habe er nicht mehr töten lassen, da auch er den Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes erwartete. Die Pflegerin Paula Tomasch, im „Siechenhaus“ für die Tötung der Männer zuständig, erklärte bei der Verhandlung über Johann Stattmann, er sei einfach „so gestorben“. Aus diesem Grund wird Johann Baptist Stattmann bisher auch „nur als mögliches Opfer“ geführt. Ein anderer Fall, jener der Gailtalerin Susanne Schwarz, lässt aber vermuten, dass die Tötungen sogar noch über das Ende des NS-Regimes hinaus fortgesetzt wurden und sich Niedermoser und andere Beteiligte mit den Behauptungen, es hätten ab März 1945 keine Ermordungen mehr stattgefunden, nur schützen wollte. (Siehe die Biographie von Susanne
Schwarz)
Johann Baptist Stattmann vulgo „Gorznschneida“ wurde am 5. April1945 zusammen mit einem anderen „verstorbenen“ Pflegling der „Landessiechenanstalt“ in Klagenfurt Annabichl in einem Armengrab beerdigt.
Quellen:
Gitschtaler, Bernhard (Hg.) (2015): Ausgelöschte Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal – Ein Erinnerungsbuch. Otto-Müller Verlag, Salzburg, S. 94ff