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Tasotti, Franz
Nachname
Tasotti
Vorname
Franz
Alternative Schreibweise
Tassotti
Geschlecht
Männlich
Alter
24
Geburtsdatum
22.08.1915
Geburtsort
Kötschach-Mauten , Österreich
Todesdatum
29.06.1940
Todesort
Tötungsanstalt Schloss Hartheim , Österreich
Gruppe
Euthanasie
Freitext
Der Arbeiter Franz Tas(s)otti, die Schreibweise differiert, aus Kötschach, wurde am 19.3.1939 in der Psychiatrie Klagenfurt aufgenommen. Bei ihm wird abermals deutlich, wie die Patienten den leitenden Ärzten, im besonderen Fall Dr. Franz Niedermoser, ausgeliefert waren, vor allem, wenn kein Kontakt zu Angehörigen bestand, aber, wie in diesem Fall, oft auch dann, wenn es einen solchen sehr wohl gab. Denn Anfang Jänner 1940 fordert der Kurator des entmündigten Kötschachers Franz Tas(s)otti die Verlegung seines Klienten in das von der evangelischen Stiftung geleitete Altenheim in Treffen. Darauf antwortet ihm die Anstaltsleitung, dass sein Klient „jederzeit […] in das oben erwähnte Altersheim aufgenommen werden“ könne. Einige Tage später, am 10.1.1940, scheint Niedermoser seine Meinung schon wieder leicht geändert zu haben, ist doch folgende Abschrift eines geplanten Briefes notiert: „Da Tasotti doch wiederholt Frauen belästigte, wir nicht wissen, ob die Beaufsichtigung in Treffen genügend ist, müssen wir die Unterfertigung beiligenden Reverses fordern. Wenn Sie ihn auch vom Landrat unterschrieben bringen, können Sie den Kranken mitnehmen.“ Im Gegensatz zum Schreiben einige Tage zuvor ist diese Notiz bereits weit abweisender formuliert. Scheinbar steht die Sorge um die Sicherheit der Patienten im Vordergrund der Bemühungen von Niedermoser. Ob dem wirklich so war, ist vor allem deswegen auch zweifelhaft, da dieser „Entwurf“ im Akt durchgestrichen ist und stattdessen ein anderes Antwortschreiben, ebenfalls verfasst von Dr. Niedermoser, an den Kurator abgegangen ist: "Tasotti hat wiederholt Frauen belästigt, weshalb wir ihn nicht ohne weiters entlassen können. Nachdem mit 01.01.1940 auch in der Ostmark das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses eingeführt wurde, muß er vor seiner Entlassung aus der Anstalt sterilisiert werden." Plötzlich kommt Niedermoser also noch ein neues Gesetz in den Sinn, das einen Grund liefert, den Patienten weiterhin in seiner Anstalt einzubehalten. Ob es überhaupt noch zur Sterilisierung kam, ist nicht belegt, viel Zeit blieb jedenfalls zu diesem Eingriff nicht, da Franz Tas(s)otti am 29. 6. 1941 nach Niedernhart gebracht und in Hartheim getötet wurde. Quelle: Gitschtaler, Bernhard (Hg.) (2015): Ausgelöschte Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal – Ein Erinnerungsbuch. Otto-Müller Verlag, Salzburg, S. 100f