ONK

Tiefnig, Johann
Nachname
Tiefnig
Vorname
Johann
Geschlecht
Männlich
Alter
34
Geburtsdatum
04.07.1907
Geburtsort
Dellach im Drautal , Österreich
Todesdatum
23.11.1941
Todesort
KZ Flossenbürg , Deutschland
Gruppe
Opfer, KZ
Terror, KZ
Freitext
Johann Tiefnig, geboren am 4. Juli 1907 in Dellach im Drautal, verstorben am 23. November 1941 im KZ Flossenbürg, war ein Sohn der ledigen Magd Maria Tiefnig aus Dellach im Drautal, die ihrerseits Tochter der ledigen Magd Rosalia Tiefnig war. Johann Tiefnig arbeitete als Knecht. Über sein Leben konnte nur wenig herausgefunden werden. Die wenigen vorhandenen Dokumente beziehen sich auf seine Verfolgung durch die Kriminalpolizei. Er wurde am 29. September 1941 von der Kripo Linz als "Vorbeugungshäftling" in das KZ Flossenbürg eingeliefert und dort als Häftling Nr. 3000 registriert. Bereits knapp zwei Monate später starb Johann Tiefnig den Aufzeichnungen des SS-Standortarztes zufolge im Häftlingsbau. Als Todesursache gab der SS-Arzt "Darmentzündung" an. Die SS verbrannte die Leiche von Johann Tiefnig im Krematorium des KZ Flossenbürg. Die Asche kam in Aschengruben, die 1947 in eine Gedenkstätte für die Opfer der SS mit der Bezeichnung „Tal des Todes“ umgewandelt wurden. Johann Tiefnig dürfte zum Zeitpunkt seiner Vorbeugungshaft durch die Kripo Linz schon in einer schlechten gesundheitlichen Verfassung gewesen sein. Hinter ihm lag bereits ein Jahr Haft im Strafgefangenenlager Esterwegen im Emsland, wohin ihn die Polizei von Suben in Oberösterreich am 9. Februar 1940 abtransportiert hatte. Der Grund geht aus der Namenskartei der Bundespolizeidirektion Salzburg nicht hervor. Im Lager VII Esterwegen wurde Johann Tiefnig am 28. Februar 1940 mit der Zugangsnummer 2703/9 registriert. Von dort wurde er am 16. Mai 1940 in das Lager III Brual-Rhede überstellt. Die Gefangenen mussten bis zu zwölf Stunden täglich Zwangsarbeit im Moor (Entwässerung, Straßen- und Wegebau, Torfabbau), in kriegswichtigen Betrieben und in der Landwirtschaft leisten. Bei schlechter Verpflegung und harter Arbeit waren die Häftlinge körperlichen und seelischen Misshandlungen durch die Wachmannschaften ausgesetzt. Johann Tiefnig hatte den polizeilichen Daten zu Folge keinen festen Wohnsitz, als Beruf war stets Landarbeiter oder Knecht angeführt. Als Wohnsitz von Angehörigen gab er gegenüber der Kripo entweder seinen in den Geburtsmatriken nicht verzeichneten Vater Josef Obereder in Greifenburg oder seinen Onkel Florian Obereder, ebenfalls in Greifenburg, an. Ob er 1940 wegen einer Straftat verurteilt und zu deren Verbüßung nach Esterwegen eingeliefert worden war, ist derzeit nicht belegbar. Die Einweisung in das KZ Flossenbürg erfolgte jedenfalls ohne Vorliegen einer konkreten Straftat oder einer Verurteilung. Mit dem Instrument der "Vorbeugungshaft" gab der NS-Staat der Kriminalpolizei die Befugnis, Personen, die nicht den Normen der NS-Ideologie entsprachen, als „asozial“ oder „Berufsverbrecher“ bezeichnet und zu Feinden der „deutschen Volksgemeinschaft“ stilisiert wurden, auf unbestimmte Zeit in Konzentrationslagern zu inhaftieren. Belegbar ist durch Zeitungsmeldungen, dass Johann Tiefnig 1929 wegen "Unzucht wider die Natur", d. h. wegen homosexueller Handlungen zur Fahndung ausgeschrieben und inhaftiert worden ist. Während der NS-Herrschaft wurden tausende Männer wegen des Vorwurfs der Homosexualität in Konzentrationslagern deportiert, um sie dauerhaft aus der „deutschen Volksgemeinschaft“ zu entfernen. Quelle: Datensatz MemArc, Johann Tiefnig; Matriken der Pfarre Dellach im Drautal; Aarolsen Archives; Namenskartei Tiefnig Johann, Bundespolizeidirektion Salzburg, Salzburger Landesarchiv; Auskunft Niedersächsisches Landesarchiv an Peter Pirker, 18.9.2025.