Nachname
Mayr
Vorname
Hubert
Geschlecht
Männlich
Alter
31
Geburtsdatum
28.11.1913
Geburtsort
Innsbruck
, Österreich
Todesdatum
1944
Todesort
Gorenja Trebuša
, Slowenien
Gruppe
Widerstand, Politisch
Widerstand, Individuell
Widerstand, Individuell
Freitext
Hubert Mayr, geboren am 28.11.1913 in Innsbruck, gestorben 1944/45. Hubert Mayr wurde am 28. November 1913 in Innsbruck als Sohn des streng katholischen Landesoberforstwartes Karl Mayr und seiner Frau Maria geboren. Seine Mutter starb früh, weshalb er überwiegend bei seinen Tanten in Innsbruck aufwuchs. Mit 15 Jahren wurde er von seinem Vater zur Gärtnerlehre nach Andernach ins Rheinland geschickt. Gegen den Willen seines Vaters schloss er sich dort einer sozialdemokratischen Jugendgruppe an und trat der Gewerkschaft bei. Als er vier Jahre später nach Innsbruck zurückkam, wurde er Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und der Baugewerkschaft. Auch trat er der 2. Kompanie des Republikanischen Schutzbundes bei. Er nahm Anfang der 1930er Jahre an Saalschlachten gegen die Nationalsozialisten teil und setzte nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei im Feber 1934 seine politischen Tätigkeiten illegal fort. So war er am Aufbau der illegalen Organisation der Revolutionären Sozialisten Österreichs beteiligt. Am 26. Mai 1936 wurde er während seiner Arbeit als Gärtner bei einem Gasthof in Alpbach verhaftet, mit dem Vorwurf wegen Hochverrat und Betätigung für die Revolutionären Sozialisten Österreichs. Sein Vater setzte sich während des Verfahrens für ihn ein und Hubert Mayr wurde zu drei Monaten Haft verurteilt, nach einer allgemeinen Amnestie durch Bundespräsident Miklas aber aus der Haft entlassen. Im Frühjahr 1937 wurde er auf Vermittlung seines Vaters in die Forstschule Rotholz aufgenommen, danach war er wieder arbeitslos und wurde schließlich ausgesteuert. Im Juli 1937 machte er sich auf den Weg nach Spanien, um auf der Seite der spanischen Republik gegen den Putsch des faschistischen Generals Franco zu kämpfen. Er erhielt dort eine militärische Ausbildung und kam zur XI. Kompanie an die Front, wo er an Typhus erkrankte. Nach seiner Heilung gründete er mit einigen Genossen die Gruppe „Österreichische Sozialisten in Spanien“. 1938 kämpfte Hubert Mayr im Spezialbataillon der 35. Division, einer schnellen Eingreiftruppe, wo er eine Verwundung erlitt. Im September 1938 wurden die Internationalen Brigaden von der Front abgezogen. Hubert Mayrs Vater forderte ihn zur Rückkehr auf, was er aber aufgrund der geänderten politischen Situation in Österreich nicht machte. Hubert Mayr setzte den Kampf an anderen Fronten fort. Zuerst meldete er sich zur französischen Armee, im Mai 1940 flüchtete er nach Nordafrika und meldete sich dort freiwillig 1942 bei der britischen Armee. Als einer der ersten Österreicher wurde er in den britischen Kriegsgeheimdienst Special Operations Executive (SOE) aufgenommen. Bei einer missglückten Sabotageaktion im Jänner 1943 im Hafen von Hammamet in Tunesien, geriet er in italienische Gefangenschaft, konnte aber acht Monate später fliehen und wurde dann von der britischen Armee der „Austrian Section“ zugewiesen, wo er Widerstandskämpfer nach Österreich einschleusen sollte. In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1944 landete Hubert Mayr per Fallschirm bei den Partisanen in Friaul und überschritt zwei Tagge später, geführt vom Widerstandskämpfer Georg Dereatti, die Karnischen Alpen und kam bis Unterpirkbach bei Oberdrauburg, wo der Deserteur Stefan Hassler für ihn Unterkunft und Verpflegung organisierte. Zwei Wochen später kehrte er nach Friaul zurück, um die Lage in Österreich zu schildern. Ziel von Hubert Mayr war es, nach Innsbruck zu gelangen. Von Dereatti bekamen die SOE-Offiziere in Friaul Koordinaten eines Ortes übermittelt, an dem sich Waffen und anderes Material zur Unterstützung befinden sollte. Bevor es dazu kam, wurde die Widerstandsgruppe in Villgratental verraten und am 12. Oktober 1944 von der Gestapo verhaftet. Hubert Mayer gelang die Flucht, doch seither fehlt von ihm jede Spur. Die Suche der britischen Besatzungsbehörden nach dem 8. Mai 1945 verlief ergebnislos. Einem Hinweis zufolge soll Hubert Mayr Anfang Jänner 1945 in Dellach/Drau zuletzt gesehen worden sein. Die britische Armee erklärte Hubert Mayr 1947 für gefallen und als Todesdatum wurde offiziell der 1. Jänner 1945 festgelegt, der Tag an dem er in Dellach/Drau angeblich gesehen worden sein soll. Hubert Mayr geriet außerhalb seiner Familie weitgehend in Vergessenheit. Erst Forschungen der vergangenen Jahre haben seinen langen Kampf gegen den Faschismus und Nationalsozialismus in Erinnerung gerufen. Am 11. Feber 2011 wurde Hubert Mayr im Innsbrucker Landhaus posthum das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen. Neue Aktenfunde im slowenischen Staatsarchiv zeigen, dass Hubert Mayr nicht nach Tirol weitermarschiert ist, sondern versuchte, mit Hilfe der slowenischen Partisanen zu entkommen. Nach Aufenthalten in Unterpirkach, Dellach im Drautal und Bleiberg-Kreuth erreichte er gegen Ende Oktober im Gebiet des Mittagskogels die Gailtaler Kompanie der slowenischen Partisanen. Er stellte sich den Kommandanten der Gruppe als britischer Offizier vor. Anfang November wurde er von Kurieren der Einheit zum IX. Korps, das in Čepovan stationiert war, gebracht. Er wurde dort allerdings nicht britischen Verbindungsoffizieren übergeben, die eigentlich für die Evakuierung von Angehörigen ihrer Armee sorgten, sondern von der jugoslawischen Geheimpolizei OZNA gefangen genommen und vom 11. bis 15. November 1944 verhört. Auch wenn derzeit keine schriftlichen Belege dafür vorliegen, ist aufgrund der vorhandenen Forschungsliteratur, der strikten Geheimhaltung gegenüber den britischen Alliierten während und nach dem Krieg sowie wegen des spurlosen Verschwindens wahrscheinlich, dass Hubert Mayr von der OZNA ermordet worden ist.
Quelle: Homepage des Vereins aegide, NS-Opfer im Oberen Drautal: < http://www.aegide.at/de/39/Hubert_Mayr/>.